Qualzucht: Wenn das Hundeleben zur Qual wird

Der ständige Optimierungsdrang macht leider auch vor der Tierwelt keinen Halt. So kommt es immer häufiger zu Qualzuchten – gleichzeitig fehlen wichtige Kontrollmechanismen. Das Thema Qualzucht bekommt aber leider bis heute immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit, darum möchten wir in diesem Blog vor allem auf die Gesundheitsrisiken der Tiere eingehen und beleuchten, was der Optimierungsdrang mit Hunden macht.

Kurznasig, glupschäugig, niedlich – aber leidend

Wir alle lieben unsere Vierbeiner und möchten nur das Beste für sie. Doch leider führt der Optimierungsdrang mancher Züchter dazu, dass Hunde unnatürliche Merkmale aufweisen, die mit schwerwiegenden Gesundheitsrisiken verbunden sind.

Ein Beispiel hierfür ist der Mops. Durch die gezielte Zucht auf ein extrem kurzes und plattes Gesicht leiden einige Möpse unter immensen Atemproblemen und können nicht einmal mehr normale Spaziergänge machen, ohne nach Luft zu ringen. Ich persönlich (Zora) liebe ja die Hunderasse Mops, würde mir jedoch in jedem Fall ein Tier mit ausgeprägter Nase und nicht hervorstehenden Augen aussuchen, auch wegen der Augenprobleme, die einige Möpse haben und die auf ihre kurze Nase zurückzuführen sind.

Zu enge Nasenlöcher sind es, die bei manchem Mops und Co. zu Atemwegsproblemen führen, ebenso kann die Luftröhre zu eng sein. Manche Hunde leiden unter Sauerstoffmangel, und jeder, der einmal Luftnot hatte, kann in etwa ahnen, wie manches Tier sich täglich quält – bis hin zum Kreislaufzusammenbruch.

Interessant zu wissen ist für Mops-Fans sicherlich, dass in den Niederlanden ausschließlich Möpse gezüchtet werden dürfen, deren Nasenlänge wenigstens ein Drittel der Länge ihres Kopfes ausmacht. Wichtig zu wissen ist auch, dass brachyzephale Hunde (kurzköpfige Hunde) nicht mehr im Flugzeug mitfliegen dürfen, da es bei diesen Tieren mehrfach zu Todesfällen während des Fluges gekommen ist. Ein Merkblatt hierzu hat die Bundestierärztekammer online als PDF bereitgestellt.

Französische Bulldogge: Wie beim Mops führt auch manchmal bei einigen Frenchies die gezielte Zucht auf eine kurze, flache Nase zu Atemproblemen und dem erhöhtem Risiko für Infektionen der Atemwege.

Dackel: Durch die Zucht auf einen langen, gedrungenen Körper und kurze Beine leiden einige Dackel an Rückenproblemen, Bandscheibenvorfällen und Gelenkproblemen. Die kurzen Dackelbeine und der lange Rücken machen den kleinen Hund (im Englischen als Anlehnung an Wiener Würstchen auch als „Sausage Dog“ bezeichnet) leider anfällig für die gefürchtete Dackellähme.

Shar Pei: Die gezielte Zucht auf eine faltenreiche Haut führt bei manchen Shar Peis zu Hautproblemen, Augenproblemen und Atemproblemen. Die Hautoberfläche dieses Hundes ist im Prinzip sehr groß und braucht viel Zuwendung und Pflege, da sich die Falten als Sammelstelle für Parasiten, Keime und Pilze empfindlich entzünden können.

Chihuahua: Eine extreme Miniaturisierung und gezielte Zucht auf ein winziges Körpergewicht führt bei einigen Chihuahuas zu Problemen, wie Hypoglykämie (Unterzuckerung), Herzproblemen und Knochenbrüchen.

Bernhardiner: Eine gezielte Zucht auf übermäßige Körpergröße sorgt bei manchen Bernhardinern für Gelenkprobleme und ein erhöhtes Risiko für Hüftdysplasie.

Aber auch manche Schäferhunde haben ein erhöhtes Risiko für HD, wofür das Anzüchten des modernen, abfallenden Rückens verantwortlich ist. An dieser Stelle möchte ich gerne den Hund einer guten Freundin erwähnen, über den dessen Züchter nicht erfreut war. Das Tier hatte schon bei der Geburt längeres Fell (wie ein altdeutscher Schäferhund) und einen kastenförmigen Körperbau mit dickem Hinterteil. Scheinbar sind bei diesem Welpen die „Ur-Gene“ durchgekommen. 😉 Sie bekam den Hund geschenkt, weil Schäferhunde dieser Art „nicht gefragt“ und auch als eigenständige Hunderasse nicht anerkannt sind. Das Tier ist kerngesund und lebensfroh, war nie krank und ist inzwischen stolze 14 Jahre alt, eine vitale und rüstige Hunde-Seniorin.

Wichtig: Nicht alle Hunde sind betroffen!

Es ist wichtig zu betonen, dass bei Weitem nicht alle Hunde einer bestimmten Rasse zwangsläufig von Qualzucht betroffen sind und fast allen Züchtern das Wohl ihrer Tiere überaus am Herzen liegt. Den meisten fällt es sogar ausgesprochen schwer, sich von ihren Welpen zu verabschieden und die kleinen Fellnasen in neue Hände zu geben. Dennoch sollten potenzielle Hundebesitzer sich bewusst sein, dass bestimmte Rassen aufgrund von unnatürlichen Merkmalen ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme aufweisen können, von denen unter Umständen auch noch mögliche Nachkommen betroffen sind, etwa wenn der Hund für reinrassigen Nachwuchs sorgen soll.

Die Mischung machts!

Mischlingshunde sind im Vergleich zu reinrassigen Hunden oft gesünder, da sie nicht so stark von genetischen Defekten betroffen sind. Sie haben in der Regel eine größere genetische Vielfalt, die es ihnen ermöglicht, sich besser an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen und gesunde Merkmale aus verschiedenen Hunderassen zu kombinieren.

Als Fellnasenfreundinnen möchten wir anregen, bei der Wahl eures neuen Familienmitglieds nicht nur auf das Aussehen zu achten, sondern auch auf die Gesundheit. Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Hunde mit unnatürlichen Merkmalen wie winziger Stupsnase, großen Augen oder einem zu kurzen Rücken oft mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben.

Als besonders gesunde Hunderassen gelten allgemein:

  • Appenzeller Sennenhund
  • Belgischer Malinois
  • Bichon Frisé
  • Bolonka-Zwetna
  • Border Collie
  • Cavoodle/Cavapoo
  • Deutscher Pinscher
  • Elo

Angebot – Nachfrage – Angebot

Wer einen Herzenshund adoptieren möchte, sollte sich immer daran erinnern, dass Hunde weniger ein Statussymbol oder ein Modeaccessoire sind, sondern lebende, uns über alles liebende Wesen mit Seele und individuellen Bedürfnissen sowie Emotionen. Es liegt in unserer Verantwortung, unsere Fellnasen zu schützen und für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Mit ihnen spazieren gehen und zu spielen, ihnen ein schönes, gemütliches Zuhause mit eigenem Platz zu bieten und dafür zu sorgen, dass sie ein wunderschönes Hundeleben an unserer Seite genießen dürfen – das ist genau das, was unsere geliebten Vierbeiner verdienen. ❤

In diesem Sinne wünschen wir euch und euren Herzenshunden eine gesunde und glückliche gemeinsame Zeit.

Herzlichst,
Zora und Lea von Happy Merlin

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